Eine spezielle Art des Biografie-Schreibens ist die Darstellung eines Traumas. Zur Vielfältigkeit von Traumen lässt sich sagen: Es gibt so viele Traumen wie es Menschen gibt. Ein Trauma wirkt im Verborgenen und, es zum Ausdruck zu bringen, kann ungeheuer befreiend wirken. Ein Trauma darzustellen ist nicht gerade einfach. So gibt es Bereiche, innerhalb des Traumas, die geschützt werden wollen und gegebenenfalls nicht in die Darstellung einfließen. Es gibt aber spezielle sprachliche Möglichkeiten, den Kern eines Traumas darzustellen, eben so, dass die Darstellung von allen Beteiligten (Betroffenen und Lesern) als hoch befreiend erlebt wird. Nicht selten wird ein Mensch durch eine solche Darstellung von seinem Umfeld erstmals umfassend(er) verstanden.
Die Darstellung eines Traumas ist nicht nur eine düstere Angelegenheit. Zumeist ist es so, dass mit einem Trauma Fähigkeiten entwickelt wurden, die ein Mensch sonst nicht entwickelt hätte. Ein Trauma ist eine große Herausforderung und mobilisiert oft alle Kräfte, Talente und Möglichkeiten, die einem Menschen zur Verfügung stehen. Solche Aspekte sollten zur Darstellung gehören. Sodass am Ende ersichtlich wird, es mit einem Menschen zu tun zu haben, der durch dieses Geschehen und seine Verarbeitung bzw. insgesamt zur Persönlichkeit herangereift ist.
„Trauma“ nur als „innerpsychisches Phänomen“ zu betrachten, ist reduziert. Meines Erachtens – und ich sage das nach einem Studium der Psychologie und umfangreichen Studien zum Trauma – ist es falsch. Jedes Trauma hat sein Umfeld, in dem es entstanden ist (und „Folgeschäden“ greifen in das gegenwärtige Umfeld ein). Solche Aspekte sollten mit zur Darstellung gehören. Etwa die Täterdimension, sofern eine solche vorhanden ist, darf nicht ausgeklammert werden. Die Darstellung eines Traumas ist nicht bloß eine „persönliche Angelegenheit“, sie kann ein hoch relevanter Beitrag für die Gesellschaft sein. Denn, um nur dies zu sagen: Menschen, die Schweres durchlebt haben, kommen oft zu anderen Werten, so zu einer anderen Ethik und Gesinnung als Menschen, bei denen es mehr oder weniger „glatt“ lief. Von solchen Menschen lässt sich lernen: sie sprechen wahr, sind menschlich zuverlässig, lassen sich kaum täuschen und ihre Lebensfreude ist echt. Solche Eigenschaften gehören jedenfalls auffällig oft zu den positiven Grundzügen von Menschen mit angeblich „bloß negativen Erfahrungen“.